Ob Immobiliendarlehen für den Wohnungskauf in Berlin oder Baukredit für den Neubau in Brandenburg – wer einen Kredit aufnehmen will, der stolpert schnell über die Begriffe Sollzins, Effektivzins oder effektiver Jahreszins. Um mehrere Kreditangebote miteinander zu vergleichen, sollte man jedoch nicht nur die Unterschiede zwischen diesen Kennzahlen genau kennen, sondern auch mögliche Fallstricke beim Kreditvergleich. In diesem Artikel erläutern wir Ihnen den Unterschied zwischen den Begriffen und wie Sie Kreditangebote am besten miteinander vergleichen.
Was bedeutet Sollzins?
Als Sollzins wird der Grundzins bezeichnet, den ein Kreditnehmer für seinen Kredit bezahlen muss. Er definiert also den reinen Preis für das geliehene Geld und beziffert nur die Zinsen, welche die Bank für den Kredit verlangt. Zusätzliche Kosten wie Bearbeitungsgebühren werden hier nicht einbezogen.
Im Bankgeschäft wird zusätzlich noch zwischen festem Sollzins und variablem Sollzins unterschieden. Ein fester Sollzins bleibt über einen bestimmten Zeitraum gleich, ein variabler Sollzins kann sich während der Laufzeit ändern, z. B. bei Marktveränderungen.
Der Sollzins ist die Basis für die monatlichen Raten, ist aber für einen fundierten Kreditvergleich alleine noch lange nicht genug. Etwas weiter führt Sie der Effektivzins.
Was heißt Effektivzins bzw. effektiver Jahreszins?
Gleich vorweg: Effektivzins und Effektiver Jahreszins sind dasselbe. Der Effektivzins gibt die tatsächlichen Kosten eines Kredits pro Jahr an, wobei hier tatsächlich alle anfallenden Kreditnebenkosten einberechnet werden. Während der Sollzins nur den reinen Zinssatz angibt, berücksichtigt der Effektivzins auch Bearbeitungsgebühren oder laufende Kosten. Deshalb liegt der Effektive Jahreszins meistens auch über dem Sollzins.
Wer Kredite miteinander vergleichen will, für den ist der Effektivzins also deutlich aussagekräftiger. Denn auch wenn der Sollzins bei einer Bank günstiger ist, können die Gesamtkreditkosten teurer sein als bei einem anderen Kreditangebot mit höherem Sollzins, der aber vielleicht günstigere Gebühren hat.
Unterschiede zwischen Sollzins und Effektivzins im Überblick
Sollzins | Effektivzins (effektiver Jahreszins) | |
Definition | Grundzins für das geliehene Geld | Tatsächliche jährliche Gesamtkosten des Kredits |
Was ist enthalten? | Nur der reine Zinssatz für den Kreditbetrag | Zinssatz plus alle Kreditnebenkosten, z. B. Bearbeitungsgebühren |
Zusätzliche Gebühren? | Nicht berücksichtigt | Eingerechnet |
Aussagekraft beim Vergleich | Eingeschränkt – zeigt nur die Kosten für das geliehene Geld | Hoch – zeigt die echten Gesamtkosten pro Jahr |
Zinsart | Kann fest oder variabel sein | Wird immer als Jahreswert angegeben (auf 1 Jahr gerechnet) |
Typischer Wert | Meist niedriger als der Effektivzins | Meist höher als der Sollzins |
Relevanz für Kreditnehmer | Wichtig zur allerersten Orientierung | Hilfreich für den einfachen Kreditkostenvergleich |
Beispiel für den Vergleich von Sollzins und Effektivzins
Das folgende Beispiel für einen fiktiven Baukredit macht deutlich, warum Sie sich nicht allein auf den Sollzins verlassen sollte, wenn Sie Kreditangebote miteinander vergleichen:
Ein Bauherr möchte ein Haus mit 300.000 € finanzieren – mit einer Laufzeit von 10 Jahren und 2 % Tilgung. Bank A bietet ihm einen Sollzins von 3,2 % pro Jahr – ohne zusätzliche Gebühren. Bei Bank B liegt der Sollzins nur bei 2,9 %. Auf den ersten Blick scheint das Angebot von Bank B günstiger zu sein, weil der Zinssatz niedriger ist. Allerdings verlangt Bank B eine jährliche Bearbeitungsgebühr. Deshalb zeigt der Effektivzins ein anderes Bild: Bei Bank A liegt er bei 3,23 %, bei Bank B steigt er wegen der zusätzlichen Kosten auf rund 3,35 %. Der Unterschied hört sich zwar immer noch wenig an, macht sich aber über die Jahre bemerkbar. Über die Laufzeit können da schon mehrere Hundert Euro zusammenkommen.
Das Beispiel zeigt eindrücklich, dass ein günstigerer Sollzins nicht automatisch einen günstigeren Kredit bedeutet. Im Gegenteil: Banken machen ihre Angebote oft attraktiver, indem sie mit einem niedrigen Sollzins werden, um die Kunden zu blenden. Die wahren Kosten werden erst im Effektivzins sichtbar. Um Angebote zu vergleichen, ist der Effektive Jahreszins die wichtigere Kennzahl. Aber reicht es für einen Kreditvergleich aus, einfach die Effektivzinsen zu vergleichen?
Warum selbst der Effektivzins nicht für einen Kreditvergleich reicht
Auch wenn die Bedeutung des Effektivzinses bekannt ist, kann ein Kreditvergleich trotzdem weitere Hürden mit sich bringen. Onlinevergleichsportale sind beispielsweise nicht immer so transparent, wie sie auf den ersten Blick scheinen – selbst wenn sie den Effektivzins nennen. Denn meistens werden nur die besten Zinssätze unter Idealbedingungen aufgezeigt, die nur bei perfekter Bonität oder viel Eigenkapital zum Tragen kommen. Die tatsächlichen Konditionen können je nach persönlicher Ausgangslage später deutlich abweichen.
Zudem darf nicht vergessen werden, dass die Auswahl des besten Kredits für Sie nicht alleine von den Kosten abhängen sollte. Auch Sondertilgungen, flexible Ratenanpassungen, die Möglichkeit zur Ratenpause oder eine verlängerte Zinsbindung können entscheidende Kriterien für den optimalen Kredit sein. Ein vermeintlich günstiger Kredit, der keine Sondertilgungen erlaubt, kann langfristig unflexibler und damit teurer für Sie sein als ein Angebot mit etwas höherem Zinssatz, der dafür aber mehr Spielraum bietet.
Um wirklich den günstigsten Kredit herauszufiltern, ist ein erfahrener Baufinanzierer zu empfehlen. Ein unabhängiger Berater sorgt für eine transparente Aufschlüsselung der Kosten, kann Ihnen wichtige Fachbegriffe erläutern und hilft Ihnen beim Vergleich der Angebote, ohne auf geschönte Werbeversprechen hereinzufallen. Dabei schützt Sie eine fundierte Finanzierungsberatung wie bei der ImBauFin GmbH nicht nur vor Missverständnissen, sondern bedenkt auch Ihre individuelle Situation mit, wenn es um spezielle Konditionen wie Sondertilgungen oder Ratenanpassungen geht.